In Wohn- und Werkstätten für Menschen mit Behinderungen sind erfahrene Kräfte häufig in Leitungsaufgaben „hineingestolpert“. Wir wurden von einer sozialen Einrichtung 2018 gebeten, unsere Expertise, wie Führungskräfte ihre Rolle professionell ausfüllen können, anstatt jeweils nur intuitiv reagieren zu müssen, einzubringen. Die Ressourcen waren da, der Unterstützungsbedarf der Leitungskräfte groß, aber wie konnte es angegangen werden?
3 Trainingsmodule in einem halben Jahr
Die Entscheidung für drei zweitägige Trainingsmodule fiel innerhalb eines gemeinsamen Workshops, der unter unserer Moderation für hohe Transparenz und Akzeptanz innerhalb der Teilnehmergruppen gesorgt hat. Das Ziel war es, in Anlehnung an ein von uns entwickeltes Leitmodell für Führungsaufgaben, relevante Themen und Aufgaben zu definieren, um aufeinander abgestimmte Trainingsmodule zu entwickeln, passend zu den Werten, Visionen und Leitbildern der Organisation und ihres Führungsverständnisses. Bindung, Fairness, ethische Führung, Werte- und Kommunikationskultur standen dabei besonders im Fokus.
Aus Theorie wird Praxis
Für die Umsetzung haben wir ein multidimensionales Trainingsdesign ausgewählt, das besonders die praktische Anwendung der Inhalte in den Mittelpunkt stellen sollte. 1,5 Tage wurden darauf verwendet, Inhalte zu durchdringen, diese in regelmäßigen Diskussionen mit alltäglichen Problemsituationen zu verkoppeln und in zuvor konzipierten Fallbeispielen praktisch anzuwenden. In einem halbtägigen Praxisworkshop wurden in der darauf folgenden Woche weitere praktische Anwendungen in geschützter Umgebung ausprobiert und durch Peer-Feedback reflektiert – wir nennen dies „Work-out Session“. Mehrere Teilnehmerfeedbacks ließen uns wissen: „Die Möglichkeit, praktische Übungen nicht vor großem Publikum machen zu müssen, erzeugt ein Gefühl großer Sicherheit und Wertschätzung.“ Dieses Feedback begründete sich auf vielen Lerninhalten unserer Trainings, wie das Geben wirksamen Feedbacks in kritischen Situationen, der Umgang mit Enttäuschungen, das Erlebbarmachen von Fairness und das Erzeugen psychologischer Sicherheit in Teams. Zu allen Themen wurden Fallbeispiele und Rollenübungen konzipiert, die aus der realen Welt des Unternehmens stammen könnten, um ein Höchstmaß an Realitätsnähe zu erzeugen.
Maßgeschneiderte Sicherung des Lerntransfers
In einem weiteren Workshop wurde nach Absolvieren des Trainingsprogramms ein gemeinsamer Leitfaden entwickelt: Was sind im Führungsalltag erlebbare Verhaltensanker? Wie organisieren wir den Transfer? Welche Entwicklungsfelder setze ich mir persönlich? Wie organisiere ich Selbst- und Fremdbeurteilung? Durch ein systematisches Feedback anhand dieses Leitfadens konnte jede einzelne Führungskraft einen individuellen Entwicklungsplan definieren und diesen mit klarem Bezug auf die Trainingsthemen konkretisieren. Diese individuellen Pläne wurden aus unserem 3×2 Leadership Modell abgeleitet, sodass jeder Teilnehmer in systematischer Weise seine Entwicklungsfelder reflektieren konnte. Beispielsweise könnte so ein klareres Bild darüber erzeugt werden, ob eine Führungskraft Zielvereinbarungen konkret, verständlich und messbar formuliert, Ressourcen in ausreichender Form bereitstellt, Feedback regelmäßig und konstruktiv gibt und einfordert, bindungsförderliche Angebote macht, vorbildlich und motivierend einwirkt und entwicklungsförderliche Maßnahmen für Mitarbeiter anbietet.