Von Japan lernen? – AC´s in Fernost

Was tut sich weltweit im AC-Bereich?

Die Zeiten, in denen wir in Deutschland im AC-Bereich uns weit vorne glaubten, sind langsam vorbei. In der zweiten Hälfte der 90er Jahre hat sich rund um den Globus einiges getan. Mittlerweile wurde Deutschland auch in der AC-Anwendung nicht nur von den USA, sondern auch von Ländern in Fernost abgehängt.

ipad_internationale_zusammenarbeitVerein von AC-Beratern in Indonesien

Von Europa aus gesehen ist Indonesien weit weg – mit 200 Mio. Einwohnern allerdings viel größer als Deutschland. Indonesien hat seit der Abdankung des Diktators Suharto 1998 einen großen Schub in Richtung AC-Anwendung getätigt. Der größte Berater vor Ort beschäftigt nicht weniger als 60 Consultants, die nichts anderes als Assessments anbieten. Vergleichbares gibt es in Deutschland nicht. Ähnlich dem deutschen Arbeitskreis AC e.V. ist unter der Moderation von dem amerikanischen Professor Thornton 2002 ein „Code of Conduct“, eine Liste von Qualitätsstandards, entstanden. Aufgrund der großen Anzahl von Beratern in diesem Feld wurde mittlerweile eine Vereinigung der AC-Anbieter gegründet.

Gruppen-Assessment in Japan mit 50 Teilnehmern

Weit häufiger als in Europa ist die Verbreitung von AC mittlerweile in Japan. 9 von 10 an der Tokioer Börse notierten Firmen führen auf die eine oder andere Art AC´s durch. Der Startpunkt war durchaus vergleichbar zu Deutschland, die Tochterunternehmen von US-Firmen wie IBM waren die ersten Anwender. Dabei sagt das Vorurteil eigentlich, dass die Team- und Gruppenorientierung in Japan das Herausstellen von einzelnen Mitarbeitern im AC verbietet.

Kürzlich wurde eine Studie von der japanischen Regierung zur Verbreitung des AC´s in Auftrag gegeben, die auf dem letzten internationalen AC-Kongress in Pittsburgh, USA, vorgestellt wurde. Der Begriff AC ist gleich – allerdings laufen diese dann doch ganz anders ab. So ist trotz der Wirtschaftskrise das Prinzip der Gruppenorientierung immer noch wichtig („Ich will so sein wie meine Kollegen“). Bei dem Fotohersteller Canon werden etwa AC´s für eine Senioritätsgruppe von Kollegen durchgeführt, die zum gleichen Zeitpunkt in die Firma eingetreten sind. Wenn dann 50 zu einem gleichen Zeitpunkt bei Canon angefangen haben, so nehmen denn alle 50 auch an dem AC teil – und das in einem einzigen großen Trainingsraum.

Dabei gibt es dann viele verschiedene Gruppen in dem Raum, es finden parallele Gruppendiskussionen statt. Alle sollen voneinander lernen, durch den Vergleich mit anderen sollen sie sich besser verstehen, so der Gedanke von Canon. In diesem AC gibt es durchaus Einzelübungen – ein Rollenspiel und eine Postkorb-Übung. Auch wenn die Begriffe gleich sind, ist auch hier der japanische Weg anders – so wird die individuelle Postkorb-Bearbeitung per Video aufgezeichnet und dann das Vorgehen allen anderen Teilnehmern gezeigt – nach dem Motto „voneinander lernen, keinen herausstellen“. Insgesamt erinnert das japanische Vorgehen in einem weit stärkeren Maße an ein Development Center, da der Lerncharakter im Vordergrund steht.

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