Ist jeder Trainer auch ein guter AC-Moderator?
Welcher Trainer ist auch geeignet, um als AC-Moderator eingesetzt zu werden? Diese Frage beschäftigte Ende 2007 die Management Diagnostik der Telekom Training, da es bei vielen AC-Projekten nahe lag, zu Auftragsspitzen die eigenen Trainer in der Rolle des AC-Moderators einzusetzen. Ziel war es jedoch, zunächst die geeigneten Trainer zu identifizieren, die nach einer Qualifizierung erfolgreich die Rolle des AC-Moderators übernehmen können. Und – wie kann man einen AC-Moderator besser auswählen als durch ein AC selbst? Die Durchführung des Verfahrens fand im Januar und Februar 2008 mit 21 TrainerInnen und ExpertInnen der Telekom Training statt.
Welche Kompetenzen benötigen AC-Moderatoren?
Im ersten Schritt wurde ein Anforderungsprofil für einen AC-Moderator entwickelt. Über welche Fähigkeiten und Kompetenzen muss ein erfolgreicher AC-Moderator verfügen? Wie hoch ist die Beurteilungsgenauigkeit? Wie agiert der Kandidat als Rollenspieler? Wie gelingt es ihm, die unterschiedlichen Perspektiven der Beobachter in ein von allen getragenes Ergebnis zu integrieren? Ist der Kandidat in der Lage, die Ergebnisse zügig und auf dem richtigen Abstraktionsniveau schriftlich zu formulieren? Folgendes Leistungsprofil hat sich aus der Anforderungsanalyse von einem AC-Moderator ergeben (siehe Abb. rechts).
Mit welchen Übungen lässt sich die AC-Moderations-Kompetenz messen?
Im zweiten Schritt wurden die verschiedenen Übungstypen ausgewählt. Dabei haben wir uns eng an den Aufgaben eines AC-Moderators orientiert. Als neuen Übungstypus haben wir beispielsweise ein Beobachtungsvideo eines Rollenspiels aufgezeigt, dessen „richtige“ Bewertung im Vorfeld als Benchmark für die Beobachtungsgenauigkeit festgelegt wurde.
Interview mit Thomas Albrecht / Stefan Conradi
AC-Newsletter: Bei der Telekom Training gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Trainer. Was sind beispielhafte inhaltliche Schwerpunkte?
Eine sehr große Anzahl der Trainings betreffen die Kommunikationsfähigkeiten von Führungskräften und Mitarbeitern. Darüber hinaus sind Themen wie Konfliktmanagement, Mitarbeiterjahresgespräche, Change-Management und Projektmanagement inhaltlich stark vertreten.
AC-Newsletter: Wie ist die Idee entstanden, ein spezielles Auswahlverfahren für AC-Moderatoren zu entwickeln?
Auf der einen Seite unterscheiden sich bereits die Anforderungen an Trainer von den Anforderungen an AC-Moderatoren. Auf der anderen Seite geht es aber auch stark um die innere Einstellung. Es gibt durchaus Trainer, die nicht ein Urteil „geeignet“ oder „nicht geeignet“ fällen möchten. In einer Diskussion, wie sowohl die Anforderungen als auch die Rolle des AC-Moderators am besten abgebildet werden können, kamen wir sehr schnell auf die Idee, ein Assessment-Center für AC-Moderatoren zu entwickeln.
AC-Newsletter: Sie haben die Verfahren von „außen“ beobachtet? Was war Ihr Eindruck? Wie war das Feedback der Trainer, die das Verfahren durchlaufen haben?
Das gesamte Verfahrensdesign wurde als sehr professionell eingestuft. Das Feedback der Trainer war überwiegend positiv. Aussagen wie „Ich kann die Entscheidung sehr gut nachvollziehen“, „Jetzt weiß ich, was ein Moderator zu tun hat – ist ja ganz schön anspruchsvoll“ bis hin zu „Diese Aufgabe will ich gar nicht“ oder „Ob das alles so realistisch ist?“ waren vertreten.
AC-Newsletter: Wenn Sie noch einmal AC-Moderatoren auswählen wollten – was würden Sie verändern?
Das Verfahren hat durch den häufigen Perspektivenwechsel (Beobachter in der Rolle des Teilnehmers, Kandidat in der Rolle des AC-Moderators) eine sehr hohe Komplexität. Dadurch entsteht die Gefahr einer Überforderung beim Kandidaten („Aus welcher Perspektive spricht jetzt mein Gegenüber?“). Ein Lösungsansatz wäre hier, eine zusätzliche Person als Rollenspieler einzusetzen, was aber auch einen erhöhten Aufwand bedeuten würde.
AC-Newsletter: Was ist aus Ihrer Perspektive die Besonderheit, wenn erfahrene Trainer ein Assessment-Center durchlaufen?
Es gab bei den Trainern immer wieder Schwierigkeiten, das eigene Verständnis der Rolle eines Moderators zu verändern, da im AC der Moderator deutlich steuernder agiert als beispielsweise in einem Workshop. Eine andere Besonderheit liegt darin, dass die Trainer während des ACs in einer „Real Life“ Situation agieren. Es entstehen echte Konflikte und echte Emotionalitäten, die unter Zeitdruck aufgelöst werden müssen. Dies ist aus der Seminarpraxis wenig bekannt.
AC-Newsletter: Was waren die nächsten Schritte, Qualifikationskonzept, Qualifizierung der ausgewählten Trainer?
Wir haben uns dazu entschieden, die Qualifizierung zum AC-Moderator nicht seminaristisch aufzubauen, sondern das notwendige Know-How durch Hospitation, angeleitete Teildurchführungen und eigenständige Durchführungen, begleitet durch einen Coach, zu vermitteln. In Erfahrungsaustauschrunden wird es zusätzlich kleine Einheiten auch an theoretischem Input geben.
Projektergebnisse: Sind Trainer besonders gut als AC-Moderatoren geeignet?
Trainer verfügen über eine Reihe übergeordneter Stärken, aber auch über Entwicklungsfelder. Insgesamt bringen Trainer wichtige Grundkompetenzen mit, die auch ein AC-Moderator haben sollte. Aus der Trainerrolle heraus resultieren andererseits auch gelernte Verhaltensmuster, die als AC-Moderator nicht immer gewünscht sind.
Die Telekom Training …
… zählt zu den führenden Anbietern für Qualifizierung von Fach- und Führungskräften in den Bereichen Informations- und Telekommunikationstechnologie sowie in der Weiterentwicklung der persönlichen Kompetenzen. Als herstellerunabhängiger Dienstleister begleiten die Telekom Training Unternehmen der unterschiedlichsten Branchen in allen Fragen der Qualifizierung. Hierbei unterstützt die Telekom Training ihre Kunden in der strategischen Ausrichtung von Unternehmensprozessen.